Harbin - Ein großes Spektakel

Seit fünf Jahren sind wir nun schon in China und in jedem Winter habe ich wieder und wieder den begeisterten Geschichten über die Snow and Ice World in Harbin gelauscht. Die Aussicht, einen Ausflug in noch größere Kälte als hier in Shenyang zu machen, hatte mich bisher immer abgehalten.  Aber nun, in unserem vorerst letzten Winter hatten wir uns doch noch für einen Besuch dieser weltbekannten Attraktion entschlossen.

Mit -22°C hatten wir tatsächlich einen nicht einmal so kalten Tag erwischt, da hatte ich schon von unter -30°C gehört – oh Graus. Da ist eine gute Ausrüstung wichtig, sonst vergeht einem schon nach ganz kurzer Zeit die Lust an der Kunst. Wir hatten uns einen großen Stapel Wärmepads mitgenommen. Diese fanden dann auch vielfältige Einsätze. Statt sie nur unter die Fußsohlen zu kleben, waren sie auch sehr angenehm an den Oberschenkeln, Knien und im Nackenbereich. Damit die Handys nicht allzu schnell unter der Kälte leiden würden, haben wir sie auf deren Rückseiten geklebt – hat tatsächlich geholfen.

Seit 20 Jahren findet das Festival nun jährlich statt und ist seit dem sicher immer größer und bombastischer geworden. Zahllose Künstler gestalten hierfür immer wieder neue Bauwerke aus Eis und Schnee. Die bunt beleuchteten Eisskulpturen sind ganz besonders beeindruckend, die Größe der Bauwerke lassen erahnen, welche Menge an Eisblöcken hier antransportiert wurden.

Die Rialtobrücke zu überqueren war ein Muss und eine große Herausforderung. Ein Muss, weil wir uns damals in Venedig verlobt hatten und wir beim Anblick der Brücke ganz nostalgisch wurden. Eine Herausforderung, weil, wen würde das wundern, die Treppenstufen der Brücke nicht gestreut waren. Hier hoch und anschließend heil wieder herunter zu kommen, war spannend. Am liebsten hätte ich mich auf den Hintern gesetzt und wäre heruntergerutscht. Das war mir dann aber doch zu peinlich, insbesondere da neben mir durchaus noch ältere Frauen und Männer, wie mir schien ohne mit der Wimper zu zucken, die Treppe herunterkletterten.

Der Winter in Harbin ist noch länger und kälter als in Shenyang. Die kälteste Zeit ist im Januar und Februar. Das Eisfestival beginnt in der Regel offiziell Anfang Januar, ist aber meist bereits im Dezember geöffnet, wenn auch noch nicht alle Skulpturen fertiggestellt sind. Wann es tatsächlich losgeht, hängt dabei davon ab, ob die Temperaturen im Dezember tief genug sind. Wer sicher gehen will, sollte sich daher direkt vor Ort erkundigen, ab wann man das Gelände betreten kann.

Wir hatten Glück und es wurde bereits genau zu Weihnachten eröffnet, so dass meine Plan zwischen Weihnachten und Neujahr zu fahren aufging. Da es allerdings noch nicht besonders viel geschneit hatte, waren die Schneeskulpturen noch im Werden begriffen. Auch spannend, davon zeige ich ein paar Eindrücke im nächsten Beitrag, wenn ich euch weitere Bilder aus Harbin zeigen möchte.

Vor der offiziellen Eröffnung zu gehen, hat den Vorteil, dass noch nicht allzu viele Besucher über das Gelände schieben. Ich finde das immer einen Gewinn, denn Menschenmassen in China zu erleben, kann schon sehr anstrengend sein. Ich war also sehr zufrieden, dass mein Plan aufgegangen war und habe den vollen Eintrittspreis trotz unvollständiger Exponate gern in Kauf genommen.

Ich glaube, ich hatte tatsächlich die beste Ausrüstung gewählt und hätte es durchaus länger draußen ausgehalten, aber der Rest der Familie hatte nach zweieinhalb Stunden genug gesehen und freute sich auf ein leckeres Essen in einem warmen Restaurant. Den Besuch des Schnee- und Eisfestivals in Harbin kann ich jedem empfehlen, es ist einzigartig in seiner Größe und Gestaltung. Harbin selbst ist ebenfalls interessant und ich würde gern im Sommer noch einmal hinfahren. Mal schauen, ob ich dazu noch die Gelegenheit bekomme.

Eure Bettina

 

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