Der Kaiserpalast von Shenyang
Hier sitze ich nun bei strahlendem Sonnenschein, blicke auf meine Dachterrasse, für die ich gleich unbedingt einen Sonnenschirm kaufen muss und sortiere Schneebilder. Aber versprochen ist versprochen: hier kommen Bilder von meinem Besuch des Kaiserpalast von Shenyang. Anfang März hatten wir Besuch von Freunden aus Deutschland, die es sich nicht haben nehmen lassen nach einem Urlaub in Neuseeland und einem Kurzaufenthalt in Peking auch noch mal kurz in Shenyang vorbeizuschauen. Aus sommerlichen Temperaturen in Neuseeland über moderates Wetter in Peking in ein winterliches Shenyang, die Armen haben schon etwas gefroren. Aber klirrende Kälte und ein strahlend blauer Himmel, was will man mehr?
Ich hatte für diesen Tag einen Besuch im Kaiserlichen Palast sowie ein anschließendes Hot Pot Essen geplant. Beides ein voller Erfolg, aber Fotos vom Essen werde ich hier nicht zeigen! So viel sei gesagt, wir haben alle eine Schürze zum Schutz unserer Kleidung bekommen!
Aber zunächst einmal zur Kultur. Dank der „Beziehungen um fünf Ecken“ sind wir in den Genuss einer englischsprachigen Führung durch einen Mitarbeiter der Bibliothek gekommen. Da es in Shenyang noch nicht wirklich von internationalen Touristen wimmelt, gibt es normalerweise ausschließlich chinesische Führungen. Das wäre wirklich schade gewesen, da der Besuch höchst interessant war.
Was das Ausmaß und den erhaltenen Zustand unter allen erhaltenen kaiserlichen Gebäuden in China angeht, nimmt der Kaiserliche Palast in Shenyang den zweiten Platz direkt hinter dem Kaiserpalast in Peking ein. Er befindet sich in der Mitte der Altstadt von Shenyang und war der erste Palast der Qing-Dynastie (1616-1911). Dass hier diverse Minderheiten Einfluss auf die Architektur hatten, ist an vielen Dingen festzumachen. Zum Beispiel taucht verstärkt die Farbe grün auf, was auf die Mandschuren hinweist, die ihren Ursprung im Grasland haben. Aber auch die Tibeter und die Mongolen haben ihre Spuren hinterlassen.
Der Kaiserpalast erstreckt sich über 60000qm und hat in über 70 Gebäuden um die 300 Zimmer. Betritt man die Anlage über das Haupttor, so kommt man zunächst zur Chongzhendian-Halle. Hier hat der Kaiser seine Audienz gehalten. Imposant sind die Figuren von Drachen, Elefanten und dem Qilin, einem chinesischen Fabeltier, ebenso wie die mit Gold überzogenen Holzschnitzereien.
Der Platz vor dieser Halle ist großzügig gestaltet und lädt zum Verweilen und Entspannen ein. Eine kleine Oase inmitten der großen Stadt.
Sicherlich ein ehrfurchteinflößender Anblick, hier vor dem Kaiser zu stehen. Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob der gute Mann sehr bequem gesessen hat. Aber Schwäche zeigen ging sicher gar nicht.
Am höchsten Punkt der Stadt wurden als Zentrum der Anlage die Privatgemächer des Kaisers erbaut. In diesem Gebäude ist ebenfalls eine Bibliothek untergebracht. Seine Frauen waren übrigens in separaten Gebäuden untergebracht.
Das repräsentativste Gebäude de Anlage ist die Dazhengdian-Halle mit den angrenzenden zehn Pavillons der zehn Könige und Kaiser. Diese Pavillons sind nicht parallel zueinander gebaut, sondern in einem auf dem Kopf stehenden V, die Form des chinesischen Schriftzeichens der Zahl acht. Diese Anordnung der zehn Pavillons symbolisiert das Herrschaftssystem der Qing-Kaiser, hatte doch der Kaiser Nurhachi (der Vater des ersten Kaisers der Qing-Dynastie) 1583 alle acht Stämme seines Nomadenvolkes, der Mandschuren, vereinigt und das Herrschaftssystem der „Acht Banner“ errichtet.
In diesen Pavillons verrichteten die Könige und Kaiser ihre Staatsgeschäfte. Ich habe mir schon Sorgen um die Gesundheit der Männer gemacht. Da war es ganz schön zugig und kühl, die Lebenserwartung erscheint mir nicht sehr hoch gewesen zu sein.
Übrigens ist der Kaiserpalast in Shenyang ebenso wie auch der Palast in Peking mehrfach abgebrannt. Sicher gab es nicht zu allen Zeiten so aufgeweckte Feuerwehrleute und so hochmodernes Gerät!
Nach dem Besuch des Kaiserpalastes sind wir auch noch in den Arbeits- und Wohngebäuden des Zhang Zuoling und seines Sohnes Zhang Xueliang gewesen. Der Vater ein Volksvertreter der Beiyang Regierung, der Sohn ein großer chinesischer Patriot. Hier fehlte uns dann leider der englischsprachige Führer und wir konnten uns nur noch Bilder anschauen. Es war trotzdem sehr schön und ich werde demnächst einfach mal ein paar Bilder einschieben, wenn mir sonst nichts einfällt!
Das Hot Pot Essen war für uns alle genau das Richtige zum Aufwärmen. Aber vor dem Essen kam auch hier das Bestellen. Hier gab es zwar auch Bilder, aber man bestellt kein Gericht sondern die Zutaten und da ich noch keinerlei Erfahrung hatte, war ich etwas hilflos. Macht nichts, nach kurzer Zeit standen drei Leute bei uns am Tisch und haben uns unterstützt, einer davon hat sogar etwas englisch gesprochen. Gemeinsam haben wir dann die Suppenbasis ausgesucht, eine Fleisch- und Gemüseauswahl zusammengestellt und aus dem Buffet diverse Dips und Soßen ausgesucht. Auch bei der Zubereitung wurde uns immer wieder unter die Arme gegriffen, wenn wir mit unseren Stäbchen das Fleisch oder Gemüse nicht schnell genug aus der Brühe fischen konnten. Das ganze Erlebnis war wieder einmal ein eindrucksvolles Beispiel der Fürsorge, die denen entgegengebracht wird, für die man sich verantwortlich fühlt. Also insbesondere innerhalb der Familie, der Chef seinen Mitarbeitern gegenüber und auch umgekehrt (wenn er es sich verdient hat) und eben netten Gästen, zu denen ich mich bisher immer zählen durfte.
Hot Pot ist übrigens eine Art Brühe-Fondue, nur viel, viel leckerer. Die Brühe ist richtig gut gewürzt, das Fleisch ist lecker und die Soßen einfach was besonderes. Kein Vergleich zu meinem Erlebnis in Berlin zur Weihnachtszeit!!!
Auch meinen Freunden hat es gut geschmeckt und sie haben den Tag trotz der Temperaturen sehr genossen. Ihre Aussage: Sie würden Shenyang Peking jederzeit vorziehen! Hurra, da muss ich doch was richtig gemacht haben. Wer kommt als nächstes vorbei und lässt sich auf ein Abenteuer mit mir ein?
Dieser Post hat mich mehrere graue Haare gekostet (der komplette Text war mir beim ersten Hochladen verloren gegangen). Da musste ich heute erstmal mit meiner Ayi zum Blumenmarkt fahren. Gemeinsam haben wir dann gepflanzt, sie die Gemüsepflanzen und ich die 5 Zierbüsche. Jetzt erfreue ich mich an den Pflanzen und warte auf die ersten Tomaten, Paprika, Gurken und Auberginen.
Bis dahin: Sonnenschirm auf und Füße hoch…
Eure Bettina