Die Stadt ist voller Gegensätze
Hier kommen sie nun, meine Bilder zum Fotomarathon Berlin aus Shenyang! Die Stadt, ihre Menschen und ihr Leben!
Eine Momentaufnahme aus dem Alltag – gerade jetzt im Sommer findet das Leben auf der Straße statt. Es wird alles verkauft, von Obst und Gemüse über kleines Werkzeug und Handys bis zu Schuhen und Bekleidung. Aber gerade in der Schlichtheit und der Armut sind auch der Charme und die Geselligkeit zu finden. Hier wird geredet und gespielt, gemeinsam gegessen und gelacht.
Für mich eindeutig: Arm, aber sexy
2. Jugendliche in der Stadt – meist bleiben die Jungs unter sich, ebenso wie die Mädchen. Das hochgezogene T-Shirt ist keinesfalls eine Form des Angebens oder der Versuch Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Seit die Temperaturen hier auf 30 Grad steigen, kühlen alle Männer ihre Bäuche, ob jung oder alt, dick oder dünn.
In diesem Fall verwöhnt mit drei freundlichen Gesichtern: Sexy, aber dezent
3. Ganz allein auf einer Lichtung im Park, für China ganz ungewöhnlich, steht ein älterer Mann und macht seine Übungen. Unauffällig und in sich gekehrt streckt und dehnt er sich und beginnt dann mit Drehungen und raumgreifenden Bewegungen.
Der Moment ein wahrer Glücksgriff: Dezent, aber ein Traumtänzer
4. In allen Parks gibt es Sportgeräte, die auch tatsächlich genutzt werden. Insbesondere die ältere Generation hält sich hier fit und findet gleichzeitig Gesellschaft. Versunken und mit Ausdauer läuft der alte Mann auf der Stelle und träumt vielleicht von alten Zeiten, besuchten Plätzen sowie gefundenen wie verlorenen Freunden.
Ich hoffe, er bleibt noch lange dabei: Ein Traumtänzer, aber gut bürgerlich
5. Inmitten Shenyangs, einer 9 Mio. Stadt im Nordosten Chinas ist eine Schweizer Almhütte mit Biergarten zu finden. Für die Westler eine Oase, ein Platz wie zuhause, vertraut und bekannt, für die Chinesen jedoch immer wieder ein Hingucker, wie man am Radfahrer und der Dame mit dem Sonnenschirm erkennen kann.
So unbedeutend es auf den ersten Blick erscheint, hier ist es: gut bürgerlich, aber spannend
6. Ein Blick in die Seitenstraßen gibt immer wieder neue Einblicke in das Leben der Shenyanger. Neben einer der wichtigsten Dinge im Leben der Chinesen, dem Essen, spielt die Verwertung der verbrauchten Güter eine große Rolle. Was für uns nur noch Müll wäre, wird hier sorgfältig getrennt, sortiert und auf verschiedenen Haufen gelagert. Für Plastikflaschen bekommt man Geld, ebenso für Papier und Pappe, und das System funktioniert ganz ohne Pfand! Und zwischen all diesen Tätigkeiten sind die Senioren immer wieder zu finden.
Altersteilzeit oder Frührente – hier nicht wirklich üblich: Spannend, aber alltäglich
7. Nach mehreren Jahrzehnten sind der Einfluss und die Auswirkungen Maos immer noch zu spüren. Wir erleben ein Land das mit eiserner Hand geführt wird. Die Schrecken der Zeit werden nicht angesprochen, Protest ist nicht gern gesehen. Aber den Menschen geht es besser als je zuvor und sie sind in jeder Hinsicht flexibel und anpassungsbereit.
Mit großem Knall hat er sich eingeschlichen: Alltäglich, aber berühmt
8. Die öffentlichen Verkehrsbetriebe sind in allen Städten berühmt wie berüchtigt. Hier bin ich immer wieder beeindruckt: Busse halten nicht nur an Haltestellen sondern auch dort, wo jemand ihn heranwinkt. Steht der Bus an einer Ampel, so lässt der Fahrer einen klopfenden Fahrgast schnell einsteigen. Für nur 1 RMB pro Fahrt das billigste Transportmittel der Stadt. Da kann man nicht auch noch Pünktlichkeit erwarten.
Besser, man erstellt erst gar keine Fahrpläne! Berühmt, aber zu spät
9. Ich glaube, es gibt in Shenyang nicht einen einzigen Menschen, der kein Smartphone besitzt. Ob Banker, Verkäufer, Taxifahrer oder Müllsammler, jeder holt früher oder später sein Telefon aus der Tasche. Ein wenig nostalgisch mutete da die Dame beim Kaffeetrinken an. Mit ihrer Sonnenbrille hätte sie gut auf den Montmatre nach Paris gepasst.
Voller Mitgefühl haben wir ihr für kurze Zeit unser Telefon geliehen: zu spät, aber innovativ
10. Was von der Seite wie ein Transportfahrzeug aussieht, ist tatsächlich ein umgebauter Rollstuhl. Die Behindertenplakette war in der Frontscheibe zu sehen. Hier hat sich jemand jede Menge Gedanken gemacht, wie man unabhängig von öffentlichen Transportmitteln bequem durch die Stadt kommen kann. Im Winter bei -25°C richtig kalt und jetzt im Sommer brechen immer wieder sturzbachähnliche Regenfälle über uns herein. Da sitzt man in dem Gefährt sicher besser.
Denkt sich vielleicht auch der Radfahrer: Innovativ, aber zu teuer
11. Es kann gar nicht genug glitzern und funkeln, ob Schuhe oder Taschen, die Chinesen lieben es auffällig. Leider hat es der Dame bei dem Preis der Tasche den Atem verschlagen. Vielleicht sollte sie sich doch für die Kopien auf dem Wuai-Markt entscheiden?
Das Leben ist hart und ungerecht: zu teuer, aber schwer verliebt
12. In den Abendstunden zwischen 17 und 20 Uhr trifft sich auf dem Shi Fu Guang Chang der gesamte Bezirk. Mehrere Sportgruppen tanzen in perfekter Harmonie zu ohrenbetäubendem Lärm aus tragbaren Musikboxen, Jugendliche fahren auf Inlinern oder Skateboards, die älteren Herren zeigen ihr Geschick beim Drachensteigen und die ganz junge Generation wird mit den verführerischen elektrischen Autos in die Gesellschaft eingeführt. Wo die Eltern schon routiniert auf das Auto zeigen, kann der kleine Junge sein Glück noch gar nicht fassen.
Was, wenn man sich falsch entscheidet: schwer verliebt, aber unentschieden
Bis bald, Eure Bettina