Ein chinesischer Garten
Hier bin ich wieder zurück am Computer. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, zwei Posts während unseres Urlaubes zu schreiben. Aber entspannen ist so anstrengend, da konnte ich mich einfach nicht mehr aufraffen. Regenzeit in Vietnam – fantastisch! Darauf müsst ihr allerdings noch etwas warten. Zunächst kommen die versprochen Bilder aus Shanghai. Ich will keinen pädagogisch wertvollen Blog entstehen lassen, aber etwas Kultur ist unabwendbar! Die Gegend um Shanghai ist bekannt für ihre Gärten, die alle bestimmte Charakteristika aufweisen. So gehören Wasser, Steine und natürlich Bäume und Blumen dazu. Es ist aber auch besonders wichtig, dass ein Garten Überraschungen hat, man also nicht auf einen Blick den gesamten Garten überschauen kann. Für den Besuch des YuYuan bedarf es also bestimmter mentaler Vorbereitung, um mit innerer Ruhe den Garten auf sich wirken zu lassen.
Sei es Glaube oder Aberglaube, Chinesen gehen lieber auf Nummer sicher. Stelle Dich mit den Göttern gut – wenn es sie gibt, ist es nur zu Deinem Vorteil. Gibt es sie nicht, hast Du nichts verloren. Sehr pragmatisch, für Chinesen völlig normal und richtig. Unsere häufig etwas anderen Moralvorstellungen sind für sie unverständlich, insbesondere wenn sie uns zum Erlangen unserer Ziele im Wege stehen. Jeder weiß, dass Geister nicht um die Ecke laufen können. Daher muss man, um zum Eingang des Yu Gartens zu gelangen, über die 9-Ecken-Brücke laufen. Warum 9 Ecken? Ich nehme mal an, sicher ist sicher! Auch heute laufen also alle Besucher über diese Brücke, ein kleiner Engpass aber auch ein schönes Erlebnis.
Neben den umliegenden Gebäuden gibt es viel zu sehen, tausend Fotos zu schießen und über die Mengen an Fischen zu staunen. Nicht zu vergessen die Ausländer mit den blonden Haaren! Mit unseren insgesamt 5 blonden Kindern allen Alters waren wir natürlich auch hier der Hingucker. Und während dieses kleine Mädchen es nicht glauben zu können scheint, musste ich die Gelegenheit für diesen Schnappschuss einfach nutzen. Ich finde diese kleinen Mäuse zu süß!!
Hier möchte ich Euch einen kleinen visuellen Eindruck des YuYuan geben. Der Garten wurde von einem Regierungsbediensteten für seine Eltern gestaltet und im Jahre 1577 (Ming-Dynastie 1368-1644) fertiggestellt. Der Name Yu bedeutet erfreuen und befriedigen und sollte ein Platz für seine Eltern sein, an denen sie eine ruhige und glückliche Zeit im Alter erleben sollten. Der Garten umfasst 20000 qm und beinhaltet alle für einen chinesischen Garten wichtigen Gestaltungselemente. Zum Beispiel den Steingarten mit Wasser und Bäumen, in dem insbesondere die Bonsaibäume nicht fehlen dürfen.
Durchgänge sind eingebaut, um verschiedene Bereiche des Gartens voneinander zu trennen. Hier geht es zu einem Innenhof mit Pavillon. Es ist tatsächlich wie ein Labyrinth; man läuft um unendlich viele Ecken, links herum, rechts herum, dass man meint, wer weiß wie weit gelaufen zu sein, aber es letztlich doch ein kleiner Garten ist.
Das fast tropische Wetter lässt die die Pflanzen sprießen und so sitzen wir in einer Vielzahl von Grüntönen und entspannen. Obwohl wir uns mit jeder Menge Menschen über die Brücke gedrängelt haben, findet hier doch jeder eine ruhige Ecke, so dass der Garten seinen ursprünglichen Sinn trotz Tourismus nicht verloren hat.
An einem chinesischen Platz oder Gebäude darf der Drachen natürlich nicht fehlen. Er spielt in der Mythologie eine bedeutende Rolle und steht für den Frühling, Wasser und Regen. Auch wird er in Form von Anhängern oder Verzierungen verwendet um ein langes Leben zu wünschen. Häufig sitzt er oben auf den umgebenden Mauern und reicht um den gesamten Garten oder zumindest einen Abschnitt des Gartens. Ein tolles Exemplar habe ich mal auf einem riesigen Friedhof gesehen.
Welche genaue Bedeutung diese Figuren auf dem Hausdach haben, weiß ich nicht. Aber als Zeichen der Zeit interessant. Vielleicht bin ich ja ein Banause, aber ich denke immer, alles sieht nach Mulan aus. Endlich bekommt Disney eine ganz andere Bedeutung.
Eine besondere Attraktion ist der exquisite Jadestein. Er gehört zu den drei berühmtesten Steinen der Gegend. Stellt man Räucherstäbchen unter den Stein, so steigt der Rauch durch alle Öffnungen des Steines nach oben. Andersherum kann man Wasser von oben in den Stein gießen und dieses läuft dann aus allen Öffnungen heraus. Gegenüber dieses Steins ist eine Halle, aus der heraus das Schauspiel bevorzugt betrachtet wurde. Für uns waren leider keine Räucherstäbchen aufgestellt. Schade eigentlich, denn so sah er einfach nur aus wie ein poröser Stein.
Natürlich gehören auch kleinere und größere Pavillons in einen Garten, ein Teehaus und eine kleine Bühne. Was wirklich ursprünglich in dem Garten zu sehen war, weiß ich nicht. Er wurde über die Jahrhunderte ständig verändert, ging aus Geldmangel fast zugrunde und wurde erst Mitte des letzten Jahrhunderts komplett saniert und für Besucher zugänglich gemacht. Ob unsere Kinder auch so einen schönen Garten für uns anlegen? Vielleicht – solange sie den Rasen nicht mähen müssen! Ich hoffe, Ihr seid jetzt ebenso entspannt und glücklich, wie der Gestalter des Gartens es sich für seine Eltern vorgestellt hat. Ich schaue gerade raus in meinen Garten, sehe meine chinesischen Lampions an meinem Pavillon baumeln und selbst die Tatsache, dass es schon den ganzen Tag regnet, kann mich nicht mehr erschüttern. Daher gehe ich jetzt mit meinem Hund raus und wünsche Euch noch eine schöne restliche Woche. Der dritte Teil aus Shanghai kommt dann hoffentlich auch bald, weniger Kultur dann, dafür mehr aus dem Straßenbild rund um das Französische Viertel! Alles Liebe, Eure Bettina