Erste Eindrücke
Hallo Ihr Lieben,
ich hatte ja schon versprochen, dass ich noch weitere Fotos von unserem Look & See Trip zeigen würde. Aber mit all den anderen Arbeiten, die mit einem Umzug anfallen und der Tatsache, dass wir ja auch noch ein wenig weihnachtliche Atmosphäre ins Haus bringen wollten, komme ich erst jetzt dazu. Hinter mir köchelt das heutige Essen, die Kinder faulenzen und mein Mann ist fleißig. Und das bringt mich auch gleich zum Thema Shenyang. Fleißig haben sich mir die Chinesen gezeigt. Und gesellig. Man sieht sie selten allein; aber mal ehrlich, wer arbeitet schon gern ganz allein.
Egal ob auf der Baustelle vor unserem Haus, wo allein während einer Schicht mehr Bauarbeiter zu sehen waren, als in Berlin auf allen Baustellen zusammen oder die Anzahl der Servicekräfte, die sich um unser Geschirr, den Tee und die Rechnung kümmerten, immer beeindruckte die schiere Anzahl vorhandener Hände.
Und auch wenn die technischen Möglichkeiten sicher vorhanden sind, so werden die guten Steine vor dem Hotel und der Shoppingmall mit Reisigbesen vom Schnee befreit. Zur Schonung der Steine oder zur Verringerung der Lärmbelästigung? Keine Ahnung; nachts hatte die Baustellenleitung zumindest keine Hemmung, den Betonmischer ununterbrochen laufen zu lassen. Bei geschlossenen Fenstern und im 13. Stock waren wir vermutlich wegen des Jetlags einfach nur besonders geräuschempfindlich.
Besonders beeindruckend sind natürlich die bis ins hohe Alter unermüdlichen Männer, die ihre Fahrräder bis zum Limit beladen und dann auch noch sicher durch den Verkehr kommen. Sowohl das eine wie das andere wirkt, wenn man es vor Ort beobachtet, manchmal wie ein Wunder! Was mich allerdings noch mehr wundert, ist dass meine Kinder mit dem Fahrrad nicht einmal zwei Liter Milch und ein Brot einkaufen können. Da kommen mir schon die heißgeliebten Sprüche meiner Oma in den Sinn: Wo ein Wille, da ein Weg!
Die Dynamik im Verkehr hat etwas vom Autoscooter auf der Kirmes, nur gut, dass die Autos inzwischen überwiegend neu sind und damit nicht willentlich Kontakt gesucht wird. Aber auf Fahrradfahrer und Fußgänger wird gnadenlos drauf zugehalten und und auch gerne mal zur Verdeutlichung der Dringlichkeit gehupt. Gehupt wird überhaupt gern, als Warnung, als Ankündigung und als Hinweis, dass man jetzt besser nicht die Spur wechselt. Wichtige Regeln: wer bremst verliert und jede Lücke muss gefüllt werden.
Da geht es immer zu dritt auf eine einspurige Fahrbahn, das Einhalten der Spuren ist unerheblich. Es wird aber akzeptiert und es funktioniert, wenn man sich darauf einlässt. Mit der uns üblichen Sturheit auf unser Recht zu pochen, wird es jedenfalls nicht klappen. Bevor ich mich in das Geschehen stürzen kann, werde ich in den nächsten Monaten fleißig für die Theorieprüfung üben, denn ohne bestandene Prüfung wird mein Wagen völlig vereinsamen. Das geht doch nicht, oder? Also drückt mir die Daumen!
Uns war ja schon bekannt, dass es im Winter ziemlich kalt wird und die Fotos die mich derzeit erreichen, bestätigen das. Aber Not macht ja erfinderisch und so haben mich die Griffpolster fasziniert, die trotz tiefster Temperaturen verhindern, dass die Finger an den Metallstangen festkleben. Und nett sehen sie auch noch aus, das wär doch was für unser KaDeWe, oder?
Damit will ich mich für heute von Euch verabschieden. Ich wünsche Euch allen noch ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest mit Familie und Freunden und sollte ich es vorher nicht mehr schaffen, auch einen guten Rutsch ins neue Jahr 2014!
Alles Liebe
Eure Bettina