Erst die Arbeit, dann das Vergnügen

Nun habe ich Euch so lange warten lassen mit neuen Berichten aus dem fernen Shenyang – aber seit versichert, ich habe Euch nicht vergessen. Jetzt geht es endlich wieder los!

Kürzlich habe ich eine Mail bekommen, dass es mir jetzt, wo ich endlich aus dem Hotel ausgezogen bin, doch bestimmt schrecklich langweilig würde und dass ich sicher auch schon etwas Heimweh hätte. Das hat mich kurz innehalten lassen und in mich hineinhören lassen. Nein, keine Zustimmung aus meinem Inneren. Ich habe hier alles, was ich zum Glücklichsein brauche! Und alles was mich glücklich macht, hält mich auf Trab. Daher kann also von Langeweile und Heimweh keine Rede sein. Da wir schon diverse Umzüge hinter uns haben, nehmen wir all unsere Freundschaften mit in die Ferne, auch wenn die Freunde in der Heimat bleiben. Freundschaften trägt man im Herzen und begleiten einen durch alle schönen und grauen Zeiten. Daher an dieser Stelle ein ganz großes Dankeschön an all meine Freunde, die auch jetzt an unserem Leben teilhaben und immer wieder von sich hören lassen. Ich freue mich immer sehr über Eure lieben Worte!!!

Aber nun zu dem Grund oder besser den Gründen, die mich seit Wochen in der Versenkung haben verschwinden lassen. Am 13. März begann unser Umzug aus dem Hotel in unser Haus in Segovia. Endlich waren unsere Container aus dem Zoll freigegeben worden und das Ganze sogar ohne Probleme. Mit ganz viel Unterstützung habe ich den Umzug in drei Tagen über die Bühne gebracht. Bis auf weniger als 10 Kartons war alles ausgepackt und eingeräumt worden. Eine Leistung, wenn man bedenkt, dass wir 375 Kartons in unser Haus getragen haben. Okay, ich habe nicht wirklich viel getragen, aber ich hatte eine tragende Rolle. Ich musste die kryptischen Beschriftungen der Möbelpacker entziffern und dann entscheiden, wohin der Inhalt der entsprechenden Kiste gehörte. Es hat eine Weile gedauert, bis ich wusste, was BSM heißt: Basement also Keller. Na, die Kisten konnten alle erstmal in die Garage zurückgetragen werden. Denn auch wenn Stefan zunächst noch meinte, die Garage für sein Auto freihalten zu können, so war am Ende doch klar: Die Garage wird unser neuer Keller!

Nach Tagen harter Arbeit aber war es soweit und mit den ersten Sonnenstrahlen bekamen wir einen ersten Eindruck, wie unser Sommer hier in Shenyang aussehen könnte!

Nach dem Umzug stand dann der Termin für die Führerscheinprüfung fest. Dazu gehört zunächst ein Medical Check und anschließend eine Theorieprüfung. Wie alles hier findet auch diese Veranstaltung in großem Rahmen statt und da wir als „Weiße“ hoffnungslos verloren wären mit all der Bürokratie (Hatte ich schon von den Sprachbarrieren erzählt?) wurden wir von einer freundlichen Dame zu all den Terminen begleitet und durchgeschleust. Inzwischen bin ich schon sehr geübt darin, mein Gesicht völlig zuversichtlich und gleichzeitig geduldig, gleichgültig aussehen zu lassen. Na, zumindest fühle ich mich so. Verstehen tue ich nach wie vor nichts und nachvollziehen, was alles gesagt wird, wenn es eigentlich nur kurze Fragen mit kurzen Antworten sein sollten, kann ich auch nicht. Aber hey, this is China! Alles funktioniert am Ende.

Als kleinen Auszug aus meinem Lernprogramm hier nur mal Beispiele der vorkommenden Fragen. Für das Erkennen der Polizeigesten habe ich ziemlich lange gebraucht, sah das doch zunächst alles gleich aus. Auch Schilder mit chinesischen Schriftzeichen waren eine Herausforderung; da gibt es zum Glück nicht so viele, so dass man sie leicht auswendig lernen kann. Als dritte Aufgabe galt es, die uns völlig fremden Straßenmarkierungen zu verstehen. Okay, die habe ich auch einfach auswendig gelernt. Was bitte sagt mir: mesh lines? Einfach keine Fragen stellen…

Auf jeden Fall haben wir am 3. April unsere Prüfung bestanden, in meinem Fall mit 97%! Hurra, abgehakt. Schluck, jetzt kommt das echte Leben.

Zwischen auspacken und lernen war ich natürlich auch einkaufen und mit dem Hund spazieren. Dabei sind einige Fotos unseres Compounds entstanden: All Inclusive! Sieht doch aus wie eine Ferienanlage, oder?

Vor unserem Clubhaus springen Rehe über die Wiese und die Guards grüßen jedes Mal mit der Hand an der Mütze. Ich muss mich zurückhalten, damit ich nicht jedes Mal euphorisch zurückwinke bei solcher Freundlichkeit. Überhaupt sind im Compound immer viele Leute unterwegs, fleißige Geister, die unermüdlich für Sauberkeit und gepflegte Grünanlagen sorgen. Über mein inzwischen perfektioniertes Ni hao freuen sich alle und ich bin ganz zuversichtlich, dass sie alle mit und nicht über mich lachen…

Ich kann es selbst kaum glauben, dass diese Bilder in Shenyang entstanden sind. Kann mich bitte mal jemand kneifen.

Hier fehlt noch das Wasser. Haakon wartet sehnsüchtig darauf. Das bisschen Wasser im unteren Bild reicht ihm bei weitem nicht aus… Mir allerdings schon!

Und mit dem Luxus einer Ayi, die jeden Tag kommt, und einem Fahrer, der mich direkt vor den Geschäften absetzt, mir die Taschen abnimmt und das Parken übernimmt, fühle ich mich endlich angekommen. Sorry Leute, kann leider nicht zurückkommen, bin das Arbeiten nicht mehr gewohnt!

Mit dem Versprechen schon bald von meinem Besuch des Imperial Palace zu berichten, verabschiede ich mich für heute von Euch!
Ganz liebe Grüße vom verwöhnten Expat-Weib,
Eure Bettina

 

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