Schnee und Eis - Harbin an einem Tag

Harbin ist die Hauptstadt der nördlichsten chinesischen Provinz Heilongjiang. Bekannt ist sie heutzutage für das jährlich stattfindende Eisskulpturenfestival. Aber darüberhinaus ist ein besonderes Merkmal der Stadt die häufig auftretende russische Architektur. Die zum Ende des 19. Jahrhundert zugezogenen russischen Ingenieure, die dort an dem östlichen Zweig der Transsibirischen Eisenbahn arbeiteten, haben ihr Mark hinterlassen. Damals zogen circa 160.000 Ausländer nach Harbin und haben der Stadt einen internationalen Flair verliehen. Einen schönen Eindruck hiervon gewinnt man in der Fußgängerzone, auf der Zhongyang Street, wo chinesische und russische Geschäfte Seite and Seite ihre Spezialitäten anbieten.

Eine der Spezialitäten des Nordens ist Eis, und zwar Speiseeis, für das hier die Leute Schlange stehen. Mir ist das ja ein Rätsel, wie man bei solch arktischen Temperaturen ein Eis essen kann. Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, wie man das Eis überhaupt isst? Da schmilzt nichts und abbeißen kann man auch nicht. Aber, es findet wirklich großen Anklang.

Zur Weihnachtszeit und in Vorbereitung auf das Chinesische Neujahr, vielleicht aber auch einfach, weil es hier so schnell dunkel wird, ist die Fußgängerzone wunderschön beleuchtet. Habt ihr euch mal Gedanken darüber gemacht, wie diese Lichter auf die Bäume kommen? Altmodisch wie ich bin, hatte ich an Leitern gedacht, aber tatsächlich werden sie mit einer Art Angel auf die Bäume geworfen. Vielleicht könnte ich das beim nächsten Weihnachtsbaum auch mal ausprobieren?

Ein letzter Blick auf die Straße gegenüber unseres Hotels, das direkt um die Ecke der Zhongyang Street lag. Perfekte Wahl, so dass wir alles zu Fuß oder mit dem Bus erreichen konnten.

Die Sophienkathedrale mit ihrer grünen Kuppel ist ebenfalls in russischer Architektur erbaut. Heute beherbergt sie ein lokales Geschichtsmuseum. Ein einziger Tag in Harbin reicht natürlich nicht aus, um sich alles anzuschauen und mit fünf Personen muss man auch Kompromisse bei der Auswahl machen.

Wir haben uns für einen Spaziergang am Songhua Fluss entschieden, eine lange Promenade mit breiten Wegen. Während des Winters steht auch hier alles unter dem Stern des Winterzaubers. Der Fluss ist komplett gefroren und eine riesige neue Spielwiese entstanden. Hier finden Schneemann-Wettbewerbe statt, man kann mit Stühlen oder dreirädrigen Fahrrädern über das Eis rutschen oder sogar mit Squads größere Runden drehen.

Deutlich ist, dass hier in Harbin nicht nur Amateure am Werke sind. Allerdings ist auch klar, dass der Schneerohling nicht aus von Hand gerollten Schneekugeln besteht. Der Schnee wird in großen Mengen herantransportiert und zu festen Blöcken komprimiert. Dann werden die Formen aus diesen Blöcken geschnitten.

Und wenn es nicht genug Schnee gibt, dann muss eben Kunstschnee her. Riesige Schneekanonen produzieren für diesen Spaß Schnee ohne Ende. Das entspricht zwar nicht so ganz meinem Sinn für Verantwortung, aber hier steht die Bedeutung des erfolgreichen Snow- and Ice-Festivals an erster Stelle.

Mit der Seilbahn kann man direkt auf die Sun Island fahren, dort sind diverse Vergnügungen zu finden. In diese Richtung geht es ebenfalls zum Ice Festival, allerdings haben wir ganz einfach den Bus bis vor den Eingang genommen.

Unzählige Menschen sind damit beschäftigt, diese riesigen und beeindruckenden Skulpturen herzustellen. Bei eisigen Winden und tiefsten Temperaturen bearbeiten sie unermüdlich Schnee und Eis. Ein Dankeschön  an alle, die uns Besuchern solch einen erinnerungswürdigen Besuch beschert haben.

Nach nur 36 Stunden ging es dann wieder mit dem Zug zurück nach Shenyang. Pünktlich auf die Minute, sauber und zu angemessenen Preisen ist das Reisen mit dem Zug hier wirklich ein Vergnügen.

Eure Bettina

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